Brauner Bär (Arctia caja)

Artikel von März 2021

Brauner Bär

Der Braune Bär ist 2021 zum Schmetterling des Jahres gewählt worden, um aufzuzeigen, dass auch  künstliche Beleuchtung für den Rückgang der Insektenpopulationen generell und bei dieser Art im Speziellen verantwortlich gemacht wird.

Nachtaktive Insekten orientieren sich normalerweise am schwachen Mond- und Sternenlicht, interpretieren künstliche Lichtquellen falsch und umflattern diese häufig bis zur völligen Erschöpfung. Der Braune Bär nimmt in seiner Schmetterlingsphase keine Nahrung zu sich, ist deshalb relativ kurzlebig und verbraucht seine begrenzten Energiereserven unnütz an diesen Lichtquellen. Er hat damit keine Möglichkeit, sich fortzupflanzen und befindet sich im Umfeld der Lampen ständig auf dem Präsentierteller für viele seiner Fressfeinde.

Lichtverschmutzung entsteht durch jegliche künstliche Beleuchtung, egal ob Straßenbeleuchtung, Reklametafeln oder im Privatgarten. Besonders irritierend für die Insekten sind hohe UV-Lichtanteile wie z. B. bei den alten weißleuchtenden Quecksilberdampf-Hochdrucklampen, die leider noch weit verbreitet sind. Besser sind die gelblich leuchtenden Natriumdampf-Niederdruckleuchten oder gar moderne LED-Technik, die in einem warm white Spektrum bis 3.000 Kelvin leuchten.  Am besten für die Tiere ist aber immer noch gar keine künstliche Beleuchtung!

Der Braune Bär gehört der Unterfamilie der Bärenspinner an. Der Name kommt von der starken und langen Behaarung der Raupen und dem haarigen Gespinst, in dem sich die Puppen im Sommer zum geschlechtsreifen Schmetterling entwickeln.

Der Lebensraum der Tiere ist vielfältig. Sie sind u. a. auch in feuchten/kühlen Habitaten wie Auwäldern zu finden. Seine Lebensräume sind allerdings auch multifaktoriell beeinflusst. Neben der Lichtverschmutzung sind es die Intensivierung der Landwirtschaft, die Isolation von Populationen durch immer weiteren Flächenverbrauch, Verkehrsbelastung usw…

Er gilt als sog. Bioindikator und wo er noch vorkommt sind naturnahe Lebensräume gegeben, aber die Art ist bundesweit rückläufig.

Der Braune Bär gehört mit beinahe 7 cm Flügelspannweite zu den größten Nachtfaltern Deutschlands. Er ist durch die weißbraune Zeichnung seiner Vorderflügel tagsüber gut getarnt, wenn er an Baumstämmen geklammert den Tag verbringt. Kommt ihm ein potentieller Fressfeind zu nahe, öffnet er blitzschnell die Vorderflügel und zeigt seine roten Hinterflügel mit den dunklen Punkten. Er ändert damit blitzschnell seine Strategie und geht von der Mimese (Tarnung) zum Mimikry (Nachahmung) über, indem er seinerseits ein gefährliches Tier simuliert. Zudem zeigt er mit seiner roten Warnfarbe an, dass er giftige Stoffe in seinen Körperflüssigkeiten (Hämolymphe) führt und er nicht gut genießbar ist (Aposematismus).

Diese optischen Verteidigungsstrategien greifen natürlich nur tagsüber. Nachts verfügt er zusätzlich noch über  Tympanalorgane an den Seiten seines Torax, mit denen er die Ultraschalllaute der Fledermäuse hören und sogar selbst welche erzeugen kann, um die fliegenden Säuger zu irritieren. Diese Art Wettrüsten ist ein gutes Beispiel für Ko-Evolution, bei der die Jagdstrategie der einen Art, nicht nur Veränderung im Verhalten, sondern sogar physische Modifikationen der anderen Art induziert. 

Der Braune Bär ist auch im Tierkundemuseum in unserer umfangreichen Schmetterlingssammlung zu sehen.