Gemeine Skorpionsfliege (Panorpa communis)

Artikel von Mai 2018

Gemeine Skorpionsfliege

Die Gemeine Skorpionsfliege ist Insekt des Jahres 2018. Trotz ihres Namens ist sie für den Menschen völlig harmlos, sie sticht und beißt nicht. Diese Insektenfamilie hat ihren Namen von dem auffälligen Geschlechtsorgan des Männchens, das aussieht wie der Stachel eines Skorpions. Die Weibchen sind hier eher unauffällig ausgebildet. Der „Stachel“ entält eine Drüse, die ein Sexualhormon produziert, mit dem die Männchen die Weibchen zur Paarung anlocken. Durch ein charakteristisches Flügelwinken fächeln sie den Weibchen diese Pheromone zu und machen sie auf sich aufmerksam.

Es ist eine komplizierte Balz, bei der das Männchen zusätzlich noch Geschenke überbringt. Tote Insekten vermischt mit Speicheltröpfchen werden von ihm angeboten und von dem Weibchen während der Kopulation gefressen. Je größer die Mahlzeit, desto länger dauert der Verzehr, die Begattung und damit die übertragene Menge an Spermien. Eine interessante Variante wie die Natur es schafft, immer die stärksten Individuen für die Fortpflanzung auszuwählen.

Die Skorpionsfliege ernährt sich u. a. von toten und verletzten Tieren. Wenn sie ein totes Insekt gefunden hat, sondert sie, ähnlich den Spinnen, Verdauungsenzyme ab und saugt anschließend den entstandenen Nahrungsbrei auf. Interessant ist hierbei auch, dass sie diese Nahrung durchaus auch in Spinnennetzen findet. Man nennt dies Kleptoparasitismus. Die klebrigen Spinnenfäden bereiten ihr hierbei keine Probleme. Warum sie von den Spinnen zwar registriert, aber nicht attackiert wird, ist noch nicht geklärt.

Wie auf dem Bild zu sehen ist, sind die Mundwerkzeuge der Skorpionsfliegen stark verlängert. Sie werden deshalb auch der Ordnung der Schnabelfliegen (Mecoptera) zugeordnet. Im Naturerlebnis Bruckmühl ist sie durchaus auch im Salus Auwald-Biotop anzutreffen. Ende April, Anfang Mai schlüpfen die ersten adulten, geflügelten und geschlechtsreifen Tiere. Die Tiere wurden spät im Jahr zuvor gezeugt und haben den Winter in einem Vorpuppenstadium überdauert. Diesen „Frühschlüpfern“ ist es möglich, Nachkommen zu zeugen, die die Larvalentwicklung noch im gleichen Jahr komplett abschließen. Es entsteht somit eine zweite Generation Skorpionsfliegen.