Star (Sturnus vulgaris)

Artikel vom April 2018

Star

Wie jedes Jahr küren LBV und NABU zusammen einen Vogel des Jahres, u. a. mit der Absicht, uns für die Bedürfnisse der Natur zu sensibilisieren. Vorletztes Jahr war es der Stieglitz und die Aktion „Bunte Meter“, die uns aufzeigen sollte wie wichtig jeder Meter bunte Blumenwiesen für unsere Tierwelt ist. Letztes Jahr war es der Waldkauz, der uns bewußt machen sollte, wie wichtig eine reich strukturierte Landschaft für die Artenvielfalt ist. Mit ihm sollte vor allem für den Erhalt alter Bäume geworben werden, in deren Baumhöhlen er überwiegend nistet.

Dieses Jahr ist es der Star, der zeigen soll, dass selbst die früher massenhaft auftretenden Allerweltsarten wie er mittlerweile Probleme haben. In den letzten beiden Jahrzehnten gingen 30% des Bestandes verloren. Noch kann man ihn häufig sehen, aber die Bestände nehmen sehr stark ab. Die Gründe hierfür sind bekannt: Industrielle Landwirtschaft, Massentierhaltung in Ställen, Herbizide, Insektizide, Verlust von Nistmöglichkeiten in alten Bäumen usw. Wir haben schon häufig über die Ursachen für den Rückgang der Vögel geschrieben. Wer will, kann auf unserer Internetseite „Naturerlebnis Bruckmühl, wussten Sie schon…“ die verschiedenen Artikel dazu nachlesen.

Dabei ist der Star durchaus ein Nützling, ein Schädlingsvernichter. Wer einen Garten hat, kann häufig beobachten, wie sie den Rasen abschreiten (Amseln hüpfen mehr), um ihre Beute auf dem Boden zu jagen. Sie sehen dabei fast so aus, als ob sie eine Art Treibjagd veranstalten. Projeziert man das auf einen ganzen Schwarm mit Tausenden von Tieren, die sich auf einem Feld niedergelassen haben, kann man sich vorstellen, welche Mengen auch an „Schädlingen“ hierbei abgesammelt werden – und das alles ohne Chemie! Bodennahe Insekten, Spinnen, Schnecken, Würmer usw. gehören – gerade auch im Frühjahr, wenn sie für Ihren Nachwuchs sorgen müssen- zu ihren bevorzugten Nahrungsquellen. Tierweiden sind häufig die Orte, an denen man dieses Schauspiel beobachten kann, denn der Dung ist die Lebensgrundlage für viele ihrer Beutetiere. Oft kann man auch Stare auf dem Rücken vom Weidetieren beobachten. Putzsymbiose nennt man das, wenn der Star das Vieh von Zecken und anderen Ektoparasiten befreit.

Man sollte aber im Frühjahr nicht zu früh mit dem Zufüttern aufhören, denn gerade dann ist das Nahrungsangebot noch gering. Am besten man füttert, wie wir im Naturerlebnis Bruckmühl, das ganze Jahr hindurch. Man kann am Futterverbrauch gut beobachten, ob die Vögel in der freien Natur genug zu fressen finden oder ob sie in ihrer Not an die Futterstellen kommen, um ihren Energiebedarf zu decken. Stare mögen Sämereien, Haferflocken, Nüsse usw. – am besten im Fettmantel. Sie mögen daher auch Meisenknödel gerne oder man macht sich die Mühe, das Fettfutter selbst herzustellen. Auch eine Stück Apfel im Futterhaus wird gerne angenommen.

Im Sommer stellt der Star seine Ernährung um. Er zieht dann Beeren und Obst vor. So mancher Gärtner hat das natürlich nicht so gerne. Sollte man das Obst mit Netzen gegen Stare schützen wollen, ist es sehr wichtig, diese straff zu spannen, damit sich die Stare, aber auch andere Vogelarten nicht darin verfangen und qualvoll zu Grunde gehen. Auch eine häufige Inspektion der Netze auf verfangene Vögel, die man bei Bedarf vorsichtig aus den Netzen befreien kann, ist sehr wichtig. Der Star ist ein geselliger Vogel. So nistet er gerne in Gesellschaft und wenn man gleich mehrere Nistkästen, in nicht allzu großem Abstand, aufhängt, nehmen das die Stare auch gerne an. Für so manchen Amselmann mag das dann auch ganz praktisch sein, denn die simultane Polygynie (ein Männchen ist gleichzeitig mit mehreren Weibchen verpaart) ist durchaus verbreitet. Es gibt allerdings auch monogam veranlagte Stare und die sukzessiv Polygamen (aufeinanderfolgende Bruten mit verschiedenen Weibchen) – die Beziehungskisten der Stare sind komplex!

Ich bin ein Star – bau mir ein Haus! Unter diesem Slogan gibt der NABU eine Anleitung im Internet, um geeignete Nisthilfen zu bauen. Diese Geselligkeit dient auch ihrem Schutz. Wer kennt sie nicht, die imposanten Schauspiele am Himmel, wenn riesige Starenschwärme sich, wie ein Fischschwarm in der Luft, koordiniert bewegen, um z. B. einen Wanderfalken abzuwehren? Wenn hunderte von Tieren einen gemeinsamen Schlafplatz suchen und das Gewimmel es z. B. Sperbern schwer macht, ein einzelnes Tier zu schlagen. Im Spätsommer sammeln sich oft riesige Starenschwärme, um für den Winter in südlichere Regionen zu ziehen.

Der Star ist ein großartiger Stimmenimitator. Er ahmt den Gesang anderer Vögel, Handyklingeln, Weckerleuten, Alarmanlagen usw. gerne nach. An diesem Talent hat sich auch bereits der große Wolfgang Amadeus Mozart erfreut. Es heißt, dass Stahrl, so nannte er seinen Vogel, so manches seiner Klavierkonzerte nachpfeifen konnte und er durchaus auch von ihm inspiriert wurde. Als am 4. Juni 1787 Mozart seinen gefiederten Freund beerdigen musste, machte er dies, im Rahmen einer Trauergemeinde, mit folgendem Gedicht: Hier ruht ein lieber Narr/ ein Vogel Staar/ Noch in den besten Jahren/ Mußt´er erfahren/ Des Todes bittern Schmerz…

Stare können mehr als 20 Jahre alt werden.