Zwergfledermäuse (Pipistrellus)

Zwergfledermaus

Sie wiegen nur so viel wie ein Stückchen Würfelzucker und sind im Flug in etwa so groß wie ein Spatz: Zwergfledermäuse. Von den weltweit ca. 35 Arten leben nur vier bei uns in Deutschland: die eigentliche Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus), die Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii), die Weißrandfledermaus (Pipistrellus kuhlii) und die Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus).  

Georg und Herta Rechenauer aus Waldheim freuen sich, dass eine kleine Gruppe von Zwergfledermäusen bei ihnen in den Dachstuhl eingezogen ist. Schon kleine Räume reichen den Tieren, um in den sog. Wochenstuben ihre Jungen aufzuziehen. In diesem Fall ist der Eingang eine kleine Spalte, kaum zu sehen, oberhalb einer Pfette am Dachstuhl des Hauses der Rechenauers.

Von dort starteten die Kleinen auch ihre ersten Flugversuche, denn die engen Wochenstuben der Zwergfledermäuse taugen dafür meistens nicht. Leider landeten sie in dem darunter liegenden, ca. 6 m tiefer gelegenen Kellerabgang, dessen Wände zu glatt waren, um daran wieder Richtung Wochenstube hochzuklettern.

Die Waldheimer Tiere hatten Glück im Unglück. Herr Rechenauer entdeckte sie als sie hilflos im Kellerabgang saßen. 

Es ist vor allem wichtig, die Kleinen so schnell wie möglich in Bereiche zu bringen, wo sie nicht Fressfeinden wie Katze, Marder, usw. schutzlos ausgeliefert sind.  

Nach dem Bergen der Kleinen wurden diese dann erst mal in einem erhöhten Holzstapel und einem leeren Nistkasten untergebracht, den der Nachbar, Herr Wieser beisteuerte. Danach haben die Rechnauers uns vom  Naturerlebnis Bruckmühl kontaktiert.

Nach gemeinsamer Einschätzung der Situation, wurde erst einmal ein Nistkasten nahe der Wochenstube an der Pfette befestigt. Er diente kurzzeitig als Zwischenstation und erleichterte Herrn Rechenauer an den Folgetagen, die Kleinen, wenn sie wieder im Kellerabgang saßen, per Leiter in der Nähe der Wochenstube abzusetzen. Von dort konnten sie dann flink wieder zurück in ihre gute Stube klettern.

Fledermäuse stören sich an dem Geruch des Menschen bei Jungtieren nicht, wie das bei vielen anderen Säugetieren, z. B. bei Rehkitzen, der Fall ist. Herr Rechenauer zog sich trotzdem immer Handschuhe an, wenn er die Tiere für den Transport anfassen musste. Fledermäuse können nämlich auch beißen.

Alternativ hätte man auch Kletterhilfen,  wie ungehobelte Holzbretter oder straff gespannte feine Netze, als Überbrückung an den glatten Kellerwänden befestigen können. Denn an der darüber liegenden rauhen Putzwand konnten die Tiere ohne Hilfsmittel hochklettern.

Leider verhalten sich Fledermäuse nicht wie viele Vogelarten, die ihre Jungen (Ästlinge) noch außerhalb des Nestes weiter versorgen. Die kleinen Fledermäuse müssen schon selber wieder zurück in ihre gute Stube finden und werden eher selten von den Müttern aus der Umgebung abgeholt.  

In den Wochenstuben der Fledermäuse sind, je nach Größe der Stube, meist 25 bis 100 Individuen. Es befinden sich dort nur Weibchen mit ihren Jungen und auch nur für die Zeit der Aufzucht. Jedes Weibchen bringt ein oder zwei Junge zur Welt – häufig Zwillinge.

Nach ca. vier Wochen ist der Nachwuchs flugfähig, nach ca. sechs bis sieben Wochen wird er entwöhnt. Danach verlassen alle Tiere, oft invasionsartig, die Wochenstuben. Dieses Massenauftreten dient wohl vor allem auch der Informationsweitergabe. Den Jungtieren werden Winter- und Ausweichquartiere in der näheren Umgebung gezeigt.

Junge Zwergfledermäuse verirren sich auch schon mal in Wohnungen auf der Suche nach neuen Quartieren. Die Tiere merken aber schnell, dass das nicht der geeignete Platz zum Verstecken ist und verlassen bei geöffnetem Fenster und ausgeschaltetem Licht die Wohnung wieder. Haben sie dann eine passende Stelle für ihre Wochenstuben, Sommer- oder Winterquartiere gefunden, sind Zwergfledermäuse ziemlich ortstreu.

Außer durch Insektizide und giftige Holzschutzmittel sind sie vor allem durch Bautätigkeiten und Baumfällarbeiten gefährdet. Hat man den Verdacht, dass sich Tiere an bzw. in den betreffenden Objekten befinden, sollte man immer einen Fachmann hinzuziehen, denn die Tiere sind geschützt! Plant man rechtzeitig, ist es durchaus möglich, ohne viel Aufwand die Zeiten zu berücksichtigen, an denen die Fledermäuse bestimmte Quartiere nutzen und die Bautätigkeit oder Fällarbeiten entsprechend darauf abzustimmen.

Zwergfledermäuse werden spät am Tag, aber spätestens, wenn es dämmert, aktiv. Sie jagen die ganze Nacht hindurch Fluginsekten wie Fliegen, Mücken, Nachtschmetterlinge usw. Ca. 500 Insekten pro Stunde fängt die Zwergfledermaus! Für den Menschen sind sie deshalb extrem nützlich. Jeder der einen Obstbaum im Garten hat oder gerne länger auf der Terrasse sitzt, kann sich glücklich schätzen, Fledermäuse zu beheimaten. Auch ihr Kot ist für unsere Kulturpflanzen nützlich – der ideale Dünger für Obst und Gemüse. 

Wir sind immer gerne bereit, in Fragen des Natur- und Umweltschutzes mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Wir haben auch Kontakt zu den unterschiedlichsten Fachleuten wie in diesem Fall zu Dr. Andreas Zahn von der Koordinationsstelle für Fledermausschutz Südbayern. Auch dieses Mal unterstützte er uns wieder schnell und kompetent.