Zwerglibelle (Nehalennia speciosa) / Moore

Artikel vom Oktober 2018

Zwerglibelle

Die Libelle des Jahres 2018 ist die Zwerglibelle (Nehalennia speciosa). Sie ist die kleinste Libelle, die wir in Deutschland haben. Bei einer Körperlänge von 25 mm und einer ähnlichen Flügelspannweite kann man sie beinahe mit einer Mücke verwechseln. Außer an ihrer Größe, erkennt man sie u. a. an ihrem meist bläulich gefärbten Hinterleib und den relativ kurzen, mit weißen Malen an den äußeren Vorderkanten versehenen Flügeln.

Zwerglibellen gehören innerhalb der Ordnung der Kleinlibellen zur Familie der Schlanklibellen. Libellen sind für uns völlig harmlos. Sie können den Menschen weder stechen noch beißen. Wie alle Libellen haben sie zwei voll ausgebildete Flügelpaare, die sie unabhängig voneinander bewegen können. Viele Großlibellenarten sind daduch wahre Flugkünstler. Die Zwerglibelle tut sich da allerdings etwas schwerer. Deshalb lauert sie von einem Ansitz wie einem Seggenhalm auf ihre Beute. Fliegt ein kleines Insekt wie eine Mücke oder Fliege vorbei, fliegt sie kurz auf und greift sich ihr Opfer. Durch die eingeschränkten Flugfertigkeiten ist sie außerdem sehr ortstreu bzw. sehr von ihrem Habitat abhängig. Sie ist auf spezielle Moorgebiete, häufig Übergansmoore, angewiesen. Durch den Verlust ihrer Lebensräume ist sie bei uns vom Aussterben bedroht.

Moor

Moore: Laut Bundesamt für Naturschutz nehmen in Deutschland Moorböden ca. 4% der Bundesfläche ein. Die größten Flächen sind hierbei im Norddeutschen Tiefland (78%) und im Alpenvorland (20%) zu verzeichnen. Bei weitem nicht alle Moorflächen sind geschützt: 90% aller Moorböden werden weiterhin in Form von Grünland 50%, Acker 25-30%, und Forst 13% genutzt. Der Bedarf an Energie, Bauland, Rohstoffen, Nahrung sowie der ökonomische Druck in der Landwirtschaft ist weiter ansteigend und damit nimmt auch der Nutzungsdruck auf die Moore immer mehr zu. Agrarpolitische Rahmenbedingungen, wie aktuell die Subventionierung des Biomasseanbaus zur Biogaserzeugung, verschärfen die Situation für die Moore zusätzlich.

Wer frägt, wie Moore – die ja eigentlich nährstoffarme Feuchtgebiete mit schwammiger Konsistenz sind – mit einer intensiven, industrialisierten und ertragsorientierten Landwirtschaft zusammen passen, hat das Problem richtig erkannt: Eigentlich passt es nicht! Moore sind für die Landwirtschaft immer nur die zweite Wahl und dann interessant, wenn gedüngt und durch Trockenlegung massiv in den Wasserhaushalt dieser Feuchtgebiete eingegriffen werden kann.

Klimaschutz: Wenn Moore entwässert werden, kommt es zu einer verstärkten Durchlüftung des Moorkörpers. Dies führt zu einer verstärkten Aktivität von Mikroorganismen (biologische Oxidation), die das organische Material in seine Bestandteile aufspalten. Bei dieser sog. Mineralisierung werden auch verstärkt Klimagase wie Kohlendioxid freigesetzt. Bei den nährstoffreicheren Niedermooren und/oder zusätzlicher Stickstoffdüngung, kommt die verstärkte Freisetzung von Distickstoffmonoxid (Lachgas), das ein GWP (Global Warming Potential) von dem ca. 300-fachen von Kohlendioxid hat, noch hinzu. Trockengelegte Moore tragen ca. fünf Prozent zum Treibhausgasausstoß in Deutschland bei. Laut Matthias Drösler, Vegetationsökologe in Weihenstephan sind sie für 30% der gesamten Klimabelastung durch die Landwirtschaft verantwortlich. Gerade in Zeiten des Klimawandels spielen die Moore eine wichtige Rolle als Kohlenstofflager/-speicher. Eine 15 cm mächtige Torfschicht speichert auf gleicher Fläche so viel Kohlenstoff wie ein 100-jähriger Wald. Sinkt der Wasserstand in diesen Feuchtgebieten, wird aus dem Klimagasspeicher Moor ein Klimagaserzeuger. Intakte Moore spielen aber nicht nur für das Klima eine wichtige Rolle:

Biodiversität: Moore sind Lebensraum für viele seltene Tier- und Pflanzenarten, die sich an die extremen Standortbedingungen wie Wasserüberschuss, Nähr- und Sauerstoff-knappheit, pH-Wert usw. angepasst haben. Eingriffe in der oben beschriebenen Form haben fatale Folgen für das dort vorkommende hoch spezialisierte Leben.

Schadstofffilter: Moore sind gewissermaßen Nieren der Umwelt. Moorpflanzen nehmen Schad- und Nährstoffe aus der Luft it dem Niederschlags- und dem Grundwasser auf und immobilisieren diese. Ein Hektar Niedermoor kann bis zu 180 kg Nitrat speichern.

Hochwasserschutz: Intakte Moore dienen dem Hochwasserschutz. Sie sind wie Schwämme und können große Wassermassen abpuffern. Eine wichtige Eigenschaft bei den immer mehr auftretenden Starkregenereignissen. Ausgetrocknete Moore hingegen sind hydrophob und leiten das Wasser über ihre Entwässerungskanäle innerhalb kurzer Zeit in Bäche und Flüsse wieder ab.

Torf wird nach wie vor auch im Gartenbau verwendet. Acht bis zehn Millionen Kubikmeter Torf verbraucht der deutsche Gemüse- und Gartenbau jedes Jahr. Würde man das Torfstechen bei uns verbieten, würden Torfexporteure z. B. aus dem Baltikum oder Russland noch stärker versuchen, unseren Bedarf zu decken als sie es bereits jetzt schon tun. Was das für deren noch intakte Moorgebiete bedeuten würde, haben wir in Deutschland leider bereits hinter uns. Wer etwas für den Erhalt der Moore tun will, kann beispielsweise anstelle torfhaltiger Erden den eigenen Kompost verwenden. Grüngutkompost (Mischungen aus Gras-, Rasen-, Gehölz- und Heckenschnitt, Herbstlaub) ist eine hervorragende Alternative zum Torf. Professionell erzeugte und abgestimmte Produkte bekommt man bei den Kompostwerken oder auch im Einzelhandel. Nur bei Produkten, die als „ohne Torf“ oder „torffrei“ gekennzeichte sind, ist auch kein Torf enthalten! Torfarme oder torfreduzierte Produkte können immer noch einen Torfanteil von bis zu 80% enthallten. Wer sich weiter über Moore, z. B. auch über den traditionellen Torfabbau, informieren möchte, kommt zu uns ins Naturerlebis Bruckmühl. In und um die Torfhütte im Salus Auwald-Biotop sind Torfwerkzeuge, Torfsoden usw. ausgestellt und der Torfabbau anhand vieler Bilder und Zeichnungen beschrieben.