Artikel vom Juni 2019
Julia: „Es war die Nachtigall und nicht die Lerche…“ Romeo: „Die Lerche war´s des Morgens Herold, nicht die Nachtigall…“
Diese Diskussion über die Feldlerche damals hatte einen etwas anderen Hintergrund als die heutige – aber: in der frühen Neuzeit war die Feldlerche anscheinend noch so häufig, dass man sich am Morgen zuverlässig von ihr wecken lassen konnte.
Die Feldlerche beginnt schon in der Morgendämmerung mit ihrem Lied. Der Reviergesang des Männchens dauert teilweise mehr als 10 Minuten und wird meist auf offenem Feld mittels Singflügen vorgetragen. Typisch ist dabei das spiralförmige Aufsteigen des Männchens in eine Höhe bis auf 200m, ein anschließend längeres Kreisen, bei dem man sie kaum erkennen kann und einem anschließenden Sturzflug. Während dieser gesamten Flugphasen ist sein Gesang deutlich zu hören.
Sie bevorzugt offen Flächen als Lebensraum und fühlt sich deshalb auf extensiv bewirtschafteten Wiesen, Äckern, Weiden, Brachen usw. wohl. Der fröhliche Gesang der Feldlerche gehörte zur natürlichen Begleitmusik bei einem Spaziergang auf dem offenen Land.
Als Bodenbrüter versteckt ihr Nest gerne in nicht zu dichter und nicht zu hoher Bodenvegetation. Nach nur ca. 12 Tagen Brutdauer kommen die Jungen zu Welt. Anfangs noch nackt und blind werden sie nach dem Schlüpfen noch weitere ca. 10 Tage von der Mutter gewärmt. In dieser Zeit übernimmt hauptsächlich das Männchen die Versorgung der Familie. Danach verlassen die Jungtiere das Nest und fangen an in der näheren Umgebung selbst Futter zu suchen, werden dabei aber noch weiter von den Eltern versorgt. Im Alter von 15 Tagen machen sie die ersten Flugversuche und bereits 20 Tage nach dem Schlupf sind die Jungen selbstständig.
Sie ernährt sich im Sommer vorwiegend tierisch, also von Insekten, Schnecken, Würmern usw., kann aber, je nach Nahrungsangebot, auch auf Sämereien, Keimlingen usw. ausweichen – außer bei der Aufzucht ihrer Jungen, dafür braucht sie tierische Nahrung!
Die Feldlerche ist ein Frühlingsbote und Kurzstreckenzieher. Sie überwintert in Südfrankreich oder Spanien und kommt, je nach den klimatischen Bedingungen, manchmal bereits Ende Januar bis spätestens Mitte März zu uns zurück.
Wie jedes Jahr küren LBV und NABU zusammen den Vogel des Jahres, u. a. mit der Absicht, uns für die Bedürfnisse der Natur zu sensibilisieren und Diskussionen anzuregen, ob wir unserer Verantwortung für die Natur gerecht werden.
Dieses Jahr ist es die Feldlerche, die stark abhängig ist von der Art der Landwirtschaft, die wir betreiben. Man könnte in ihr sogar eine Art Landwirtschaftsindikator sehen. Je effizienter und ertragreicher die Landwirtschaft wurde, desto mehr gingen die Feldlerchenbestände zurück – um mehr als 30% alleine in den letzten 30 Jahren. Dass diese Zusammenhänge nicht nur für die Feldlerchen gelten, dürfte jedem klar sein.
Bei uns im Tierkunde-Museum Bruckmühl kann man sie als Präparat das ganze Jahr über sehen.