Wie schon in den beiden Jahren zuvor, hatte sich eine Stockente eine Dachterrasse in Zentrumsnähe von Bad Aibling ausgesucht, um dort ihre Eier auszubrüten. 3. Stock, gut anzufliegen, ruhige Lage, sicher und noch Flussnähe. Davon schwärmen auch Entenmamas. Dazu noch ein überdachter Blumenkasten als Nest und, nur durch eine Glasscheibe getrennt, eine nette, wohlwollende Nachbarin – fertig ist das Entenmutterglück.
Die beiden Damen waren ja gewissermaßen schon alte Bekannte, sahen sich auch mehrmals täglich und hatten offenbar ein sehr gutes Verhältnis, das sich dann auch vier Wochen später bewährt hat.
Die menschschliche Dame hatte nämlich aus dem Jahr zuvor gelernt: Als die Küken damals schlüpften und in die darunterliegende Glonn sprangen, wurde die Gruppe durch ein naheliegendes Wehr getrennt. Die Mutter konnte sich nur um einen Teil der Jungen kümmern, der Rest ging verloren. Was aus ihnen geworden ist, weiß niemand.
Um dies dieses Jahr zu verhindern, hat man sich an das Naturerlebnis Bruckmühl gewandt. Eigentlich sollte man ja der Natur ihren Lauf lassen, aber in diesem Fall machten wir eine Ausnahme, Wehre und menschliche Bebauung sind ja auch nicht gerade natürlich. Nach einer Ortsbesichtigung haben wir gemeinsam mehrere Strategien ausgeklügelt, wie wir die Trennung durch das Wehr vermeiden konnten. Alles war vorbereitet, Nachbarn, Körbe, Kescher, Seile, auch der Besitzer des E-Werks der Asam-Mühle, der für das Wehr verantwortlich war, war in Bereitschaft. An beinahe alle Möglichkeiten war gedacht, die Nachbarn hatten Kescher und Körbe bei Fuß…
Letztendlich war es einfacher als gedacht. Alle 11 Küken konnten von Hand noch auf der Terrasse eingesammelt und in einem Korb untergebracht werden. Dies alles unter Aufsicht der Entenmama, die durch das Fiepen der Jungen immer genau wusste, wo diese waren, als sie in einem Korb zur Glonn getragen wurden. Die Küken wurden von Hand in den Fluss entlassen, abseits vom Wehr, wo ihre Mutter sie alle gemeinsam in Empfang nehmen konnte.
Aus dem Entenspringen wurde dann zwar eher ein etwas unspektakuläreres Entenhüpfen, aber auch die Menschen haben sich tierisch gefreut, als alles so problemlos ablief.
Es ist auch immer wieder erstaunlich, wie sich wilde Tiere an den Menschen gewöhnen und ein gewisses Vertrauen entwickeln können.
Eine gelungene Aktion, an die alle Beteiligten sicher noch lange denken werden.
Die wohlwollende Dame und Ihre Nachbarn wollten namentlich nicht genannt werden. Nicht, dass sich das in der Entenszene noch herumspricht…