Artikel von April 2020
Der Maulwurf wird, wie auch der Igel und die Spitzmaus, den Insektenfressern (Eulipotyphla) zugeordnet. Er ist 2020 zum Tier des Jahres gekürt worden, weil er uns an all die meist unsichtbar wirkenden Lebewesen in unseren Böden erinnern soll, über deren Bestand wir uns im Allgemeinen keine weiteren Gedanken machen – auch dort ist Artenvielfalt die Voraussetzung für ein stabiles Ökosystem.
Es passt deshalb ganz gut, dass der Maulwurf zwar unterirdisch lebt, aber doch nicht ganz unsichtbar bleibt. Erdhügel verraten meist wo er gerade aktiv ist. Passt die Bodenstruktur, kann er in einer Minute bis zu 30 Zentimeter lange Tunnel graben.
Auf bzw. in Wiesen, Weiden und Gärten fühlt er sich dabei besonders wohl, mit versiegelten Böden kann er nicht viel anfangen. Die Tunnelsysteme, die er gräbt, patrouilliert er regelmäßig, bessert sie aus und glättet sie, damit er besser an seine Beute herankommt. Bis zu 6.000 Quadratmeter benötigt so ein Maulwurf als Jagdrevier. Dabei ist er sehr territorial und führt, außer während seiner Paarungszeit im Frühjahr, ein ausgeprägtes Single-Leben. Man kennt also seinen einen Maulwurf im Garten fast persönlich und Überpopulationen sind kaum zu befürchten.
Gartenbesitzer sind meist nicht sehr begeistert von den Abraumhügeln seiner Schaffenskraft. Dabei ernährt sich der Maulwurf außer von Würmern auch von Schnecken und Insekten und von deren Larven. Mit seiner hohen Stoffwechselrate ist er dabei eine richtige Fressmaschine. Er frisst täglich die Hälfte seines Körpergewichtes. Wenn er länger als 24 Stunden nichts zu fressen bekommt, stirbt er sogar.
Außer, dass der Maulwurf damit auch Pflanzenschädlinge vertilgt und sogar Wühlmäuse vertreibt, durchlüftet er den Boden. Die von ihm aufgeworfene Erde ist zudem auch noch besonders gut zum Gärtnern. Sie ist meist unkräuter-frei, enthält keine Wurzeln und ist sehr nährstoffreich. Er produziert damit Nachfüllmaterial für unsere Blumentöpfe und Gartenbeete ganz umsonst. Und wenn dann doch noch ein paar Maulwurfshügel übrig bleiben, die stören, einfach das Erdmaterial großflächig verteilen und schon ist der Rasen wieder schön.
Übrigens ist der Maulwurf geschützt und das Töten und Fangen der Tiere bei uns verboten. Knoblauchsbrühe, in seine Gänge gegossen, soll helfen, wenn man ihn unbedingt loswerden will. Nicht zu viel, das Tier soll ja nicht ertrinken, sondern über seinen ausgeprägten Geruchssinn zum Abwandern veranlasst werden.
Winterschlaf hält der Maulwurf nicht. Kälteren Temperaturphasen und gefrorenem Boden weicht er mittels tieferer Tunnelbereiche aus, dort befindet sich in dieser Zeit auch seine Nahrung. Um seinen immensen Energiebedarf auch in den nahrungsärmeren Zeiten zu decken, legt er zusätzlich noch Vorratslager an.
Der Maulwurf ist extrem gut an seinen Lebensraum unter der Erde angepasst. Den dort niedrigeren Sauerstoffgehalt kompensiert er mit hohen Hämoglobinraten in seinem Blut. Sein Fell hat keinen Strich, somit kann er sich in seinen Gängen problemlos vor und zurück bewegen. Seine Vorderbeine sind auf Graben spezialisiert und sind sehr kräftig und krallenbewehrt. Ideale Grabwerkzeuge für den Tunnelbau.
Er ist sicher kein „Augentier“. Die Augen sind sehr klein und dienen wohl mehr der Hell/Dunkel-Unterscheidung als einer fokussierten Wahrnehmung. Sehr gut ausgeprägt ist allerdings sein Tastsinn. Durch Tasthaare (Vibrissen) im Bereich von Schnauze und Schwanz kann er auch geringste Erschütterungen und Bewegungen seiner Beute wahrnehmen. Zudem hat er ein sehr gutes Gehör und einen ausgeprägten Geruchssinn. Im Bereich seiner großen Nase sitzt auch das sog. Eimersche Organ. Er registriert damit schwache elektrische Felder, die durch die Muskelbewegungen seiner Beutetiere entstehen.
Wer den naturbelassenen Garten dem Schaugarten vorzieht, sollte sich also nicht zu sehr über den Maulwurf grämen. Er gehört zu einer intakten Natur und ist sogar eine Art Indikator: Wo der Maulwurf lebt ist der Boden meist gesund. Auch darauf kann man stolz sein!
Auch bei uns im Tierkunde-Museum Bruckmühl sind einige Maulwurfspräparate zu sehen und gleich am Eingang zum Salus Auwald-Biotop ist einer aktiv, denn unterhalb unserer Vogelfütterungsstation gibt es viele Würmer und die hat er natürlich zum Fressen gern.