Artikel von Oktober 2015
Die Hornisse ist die größte, sozial lebende Faltenwespe in Mitteleuropa. Eine Hornisse fliegen zu sehen, ist ziemlich beeindruckend. Die Königin kann bis zu 35mm und die Arbeiterinnen bis zu 25mm lang werden. Sie ist zwar groß und laut aber bei weitem nicht so gefährlich wie ihr Ruf. Hornissen sind sehr friedfertige Tiere und stechen nur, wenn sie massiv gereizt werden. Ihr Gift ist vergleichbar mit dem von Bienen und Wespen. Lediglich der größere Stachel und der hohe Anteil an dem Neurotransmitter Acetylcholin kann einen subjektiv stärkeren Schmerz hervorrufen als ein Wespenstich. Sieben Hornissenstiche töten ein Pferd, drei einen Menschen und zwei ein Kind sind Horrorgeschichten, die schon seit Generationen im Umlauf sind. Hornissenstiche sind nicht gefährlicher als Stiche von Wespen, Bienen oder Hummeln. Wie bei Wespen- und Bienenstichen auch, ergeben sich Probleme vor allem für Menschen, die auf Insektenstiche allergisch reagieren und bei Stichen im Mundraum.
Hornissen sind am Kaffeetisch nicht so aufdringlich wie bestimmte Wespenarten. Wenn sich eine Hornisse an den Tisch verirrt, dann nicht wegen den Süßigkeiten, die es da zu naschen gibt, sondern weil sie auf der Jagd nach anderen Insekten ist – z. B. Wespen. Ein Hornissenvolk, das bis in den Herbst auf 700 Tiere anwachsen kann, verfüttert an seine Brut vorwiegend andere Insekten wie Fliegen, Wespen, Bienen, Heuschrecken Spinnen, Käfer usw. – täglich bis zu einem halben Kilo! Erwachsene Tiere ernähren sich selbst von Baum- und Pflanzensäften.
Anfang Mai erwacht die junge Königin aus ihrem Winterschlaf. Anfangs sorgt sie allein für den Nestbau und das Füttern der Larven. Erst wenn eine genügende Anzahl von Hilfsweibchen herangewachsen ist, die diese Aufgaben für sie übernehmen, verlässt sie immer weniger das Nest und widmet sich schließlich hauptsächlich dem Eierlegen. Um die Eier zu befruchten, bedient sie sich aus dem Spermienvorrat, den sie im vorherigen Herbst bei ihrer Begattung von den Drohnen erhalten hat. Ab August fängt sie gezielt an Geschlechtstiere zu produzieren. Unbefruchtete Eier werden zu Drohnen, befruchtete Eier zu Arbeiterinnen bzw. zu jungen Königinnen, die dann an warmen Herbsttagen zu ihren Hochzeitsflügen ausfliegen. Einzig die befruchtete Königin überwintert und gründet im nächsten Frühjahr einen neuen Staat – ein neuer Zyklus beginnt.
Ein Hornissennest erkennt man an seiner bräunlichen Färbung, Wespennester sind eher grau. Grundstoff für das Nest ist morsches Holz, das von den Tieren abgelöst, gekaut und mit Speichel versetzt wird. Der Speichel dient als Kleber und die ganze Masse härtet sehr schnell als das papierartige Material aus, das wir in ähnlicher Form auch von den Wespennestern kennen. Das Nest wird von einem Hornissenvolk nur einmal gebaut und bezogen. Über den Winter steht es leer und dient anderen Nützlingen wie beispielsweise der Florfliege, die kalte Jahreszeit zu überstehen. Man sollte deshalb verlassene Nester über den Winter nicht entfernen.
Hornissen sind hervorragende Jäger. Ihre seitlich am Kopf angeordneten Komplexaugen geben ihnen nicht nur die Möglichkeit, mit einer 360 Grad Rundumsicht ihre Feinde rechtzeitig zu erkennen, sondern sie ermöglichen ihnen auch ein sehr schnelles Reagieren auf die Bewegungen ihrer Beute. Die Beute fliegt für sie gewissermaßen in Zeitlupe. Interessant ist auch, dass Hornissen entgegen den anderen Wespenarten durchaus auch in der Nacht aktiv sind. Das liegt offenbar an der Größe ihrer Komplexaugen und der damit verbundenen höheren Lichtempfindlichkeit. Das gibt ihnen die Möglichkeit, die ganze Nacht durchzuarbeiten. Hornissen schlafen nie! Allerdings gibt es ein rätselhaftes, schlafähnliches Verhalten: Ungefähr 20 bis 25 Mal pro Nacht verfällt das gesamte Volk in eine Art Tiefschlaf auf Geheimkommando. Alle Tiere bewegen sich für ca. eine halbe Minute nicht und machen danach wie auf Kommando weiter wie zuvor.