Artikel von Dezember 2017
Die Zahl der Vögel geht stark zurück. Dies ist der letzte von drei Artikeln zu diesem Thema. Wir versuchen, in dieser Reihe die Gründe dafür zu benennen und, wo möglich, Maßnahmen aufzuzeigen, um den Tieren zu helfen.
Die Industrialisierung der Land- und Forstwirtschaft, die damit einhergehende immer strukturloseren Landschaften, Flächenverbrauch, Ignoranz mancher Behörden in Sachen Naturschutz usw. wirkt sich nicht nur auf das Nahrungsangebot der Vögel aus. Den Tieren wird dadurch zusätzlich auch noch der Lebensraum genommen. Der Raum, in dem sie nisten, fressen, sich verstecken können. Büsche und Bäume, in ihren unterschiedlichen Lebensphasen, sind in unseren Breiten ein wichtiger Bestandteil eines natürlichen, reich strukturierten Lebensraumes und der damit einhergehenden Artenvielfalt.
Für manche Tierarten werden Bäume erst mit zunehmendem Alter richtig interessant. Sie bekommen im Laufe der Jahre durch Verletzungen, Wachstumsstörungen, abgestorbene Äste Schadstellen, in denen die Tiere Nahrung und Unterschlupf finden. So werden viele Laubbäume als Nistplatz für den Waldkauz erst ab einem Alter von 120 Jahren relevant. Der Eremit, ein streng geschützter Käfer aus der Familie der Rosenkäfer, verbringt fast sein ganzes Leben im Mulm. Einer Mischung aus Tierexkrementen, Holz und holzzersetzenden Pilzen, die sich nur langsam, oft erst in Jahrzehnten, am Boden von alten Nisthöhlen aufbaut.
Meist sind es die Spechte, die zuerst eine „Schwachstelle“ im Baum nutzen und dort ihre Nisthöhle bauen. Danach werden diese von sog. sekundären Höhlenbewohner „übernommen“. Eulen, andere Vogelarten, Baummarder, Fledermäuse, Insekten usw. gehören dazu. Habitatbäume werden solche Bäume deshalb auch genannt, denn sie bieten vielen Tierarten Schutz und Nahrung und sind für die Artenvielfalt in Wald und Flur genauso unersetzlich wie innerorts! Alte Bäume sind häufig solche Habitatbäume oder sie sind auf dem besten Wege dorthin. Verkehrssicherheit dient häufig, im wahrsten Sinne des Wortes, als Totschlagargument. Dabei gibt es viele Möglichkeiten, solche Bäume zu sanieren und zu sichern. Sie sollten uns einen erhöhten planerischen und finanziellen Aufwand schon wert sein, um sie zu erhalten. Junge Bäume, die oft als sog. Ausgleichsmaßnahmen bei der Fällung alter Bäume gepflanzt werden, können deren Aufgaben im Ökosystem erst in 100 Jahren übernehmen! Vorausgesetzt sie haben bis dahin nicht längst wieder die Ortsentwicklung gestört oder wurden für die Forstwirtschaft relevant.
Wer keinen naturnahen Garten mit altem Baumbestand hat, kann den Vögeln aber auch künstliche Nisthilfen zur Verfügung stellen, die gerne angenommen werden. Verschiedene Vogelarten haben unterschiedliche Nistgewohnheiten. So gibt es Nistkästen für Höhlen-, Halbhöhlen/Nischenbrüter, aber auch spezielle Nistkästen für ganz bestimmte Vogelarten zu kaufen. Für welche Vogelart der Kasten gedacht ist, bestimmt oft die Größe/Gestaltung des Einflugloches. Man kann Nistkästen und Futterstationen aber auch selber bauen. Bauanleitungen gibt es beim LBV, BUND, NABU usw. Es ist nicht schwer und macht großen Spaß, in einer ruhigen Stunde alleine oder auch gemeinsam mit den Kindern solche Vogelhilfen zu basteln. Auch die eigene Kreativität kann man hier gut umsetzen, wenn man ein paar Punkte beachtet, die man beispielsweise beim NABU unter „Nistkästen selbst gebaut“ nachlesen kann. Auch entsprechende Bausätze gibt es zu kaufen. Beispielsweise bietet der BUND Nistkastenbausätze bereits für zwölf Euro an. Auch für das anschließende Aushängen der Nisthilfen gibt es hier viele gute Tipps. Wer seinen Garten naturnah gestaltet und zu Nist- und Futterhilfen den Tieren auch noch Wasser zur Verfügung stellt, hat schon fast alles richtig gemacht. Generell sollen zwischen 1. März und 30. September, auch nach Bundesnaturschutzgesetz, keine Hecken, lebende Zäune, Gebüsche und andere Gehölze in größerem Umfang geschnitten werden! Übrigens: hat auch eine alte Thujenhecke, obwohl oft verkannt, hier durch ihre Dichte und inneren Verzweigungen durchaus ihren Wert als Schutz- und Nistplatz für die Vögel.
Wer sich eine Katze zulegt, sollte sich bewusst sein, dass für einen Tierfreund damit ein Interessenskonflikt entstehen wird. Bei einer Katze, die in der Wohnung gehalten wird, kann man kaum über artgerechte Tierhaltung sprechen. Das Problem kann für die Katze gemildert werden, wenn man sich viel mit dem Tier beschäftigt. Ob der/die Berufstätige wirklich die Zeit dazu hat und wie lange das Tier wohl für die Kinder interessant sein wird, sollte realistisch betrachtet werden, bevor man sich so ein Tier zulegt. Die Katze einfach in die freie Natur zu lassen, weil man für sie keine Zeit hat, ist ganz sicher der falsche Weg, sein Gewissen zu beruhigen. Statistisch gesehen töten alleine in Deutschland zwei Millionen Hauskatzen dreißig Millionen Vögel pro Jahr. Was ihnen sonst noch an Lebewesen wie Amphibien, Reptilien, Insekten usw. zum Opfer fällt, ist hier gar nicht erfasst. Alleine die Anwesenheit dieser sog. Freigänger bedeutet für viele Vogelarten einen enormen Stress. Sie müssen Umwege fliegen, können nicht mehr überall nach Futter suchen, füttern nur noch, wenn die Katze nicht in der Nähe des Nestes ist usw. Wenn die Tiere wenigstens während der Brutzeit der Vögel im Frühjahr und Sommer nicht ins Freie dürften, wäre schon viel gewonnen. Die sog. Astlinge, Jungvögel, die noch nicht richtig fliegen können und auf den Ästen oder auf dem Boden sitzend noch von den Elterntieren versorgt werden, sind in dieser Zeit besonders gefährdet! Einige Tipps für diejenigen, die ihre Katze trotzdem noch nach draußen lassen: Katze unbedingt kastrieren/sterilisieren lassen. Lassen sie ihre Katze während der Dämmerungszeit nicht aus dem Haus, in dieser Zeit werden die meisten Vögel geschlagen. Satte Katzen jagen weniger wie Hungrige. Das Glöckchen um den Hals der Katze bringt nicht viel. Futterstationen, Nistkästen und Wassertränken möglichst katzensicher anbringen, d. h. an offenen, übersichtlichen Stellen, an denen sich die Katze schlecht anschleichen kann bzw. an einer Stelle, die die Katze sicher nicht erreichen kann.
Vogelmord: Bereits Adolf Peschke vom Tierkundemuseum in Bruckmühl, hat versucht in Norditalien aufzuklären, welche Auswirkungen die Vogeljagd auf die Umwelt hat. Italienische und deutsche Naturschützer zusammen kämpfen bereits seit den 80er Jahren gegen diesen Vogelmord. War es anfangs die Armut, die den Menschen dazu brachte, die Vögel zu töten, so ist es jetzt die sogenannte Tradition und das Geschäft mit ihnen. Nach wie vor werden Millionen von Vögeln auf brutalste Art gefangen, geschossen, gegessen. Wenn Sie dagegen sind und helfen wollen, gibt es in Deutschland u. a. das Komitee gegen den Vogelmord e. V. Über Spenden werden Vogelschutzcamps eingerichtet, Jagdaufseher organisiert, Vogelfallen eingesammelt usw.
Straßenverkehr: Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Vogel einem Auto jederzeit ausweichen kann. Wer im Winter einen Bussard am Straßenrand sitzen sieht, sollte die Geschwindigkeit stark vermindern. Die Tiere sind in dieser nahrungsarmen Zeit oft so geschwächt, dass sie nicht mehr rechtzeitig die Flucht vor dem Auto ergreifen können.
Es gäbe noch viel mehr Gründe für den Vogelrückgang. Schienenverkehr, Windräder, Umweltverschmutzung, Stromleitungen usw., Manche haben mehr, manche weniger Einfluss auf die Vogel- und Insektenpopulationen. Diese einzelnen Ursachen sind meist auch nicht neu. Neu ist das Ausmaß der Rückgänge und unsere Prioritäten, die wir mittlerweile setzten. In den 70er und 80ern Jahren gab es noch eine starke Umweltbewegung, die auch politisch großen Einfluss nahm. Es interessierten Gewässerverschmutzung, saurer Regen, Waldsterben, Ozonloch, Walfang usw. Daraufhin wurden Klär- und Filteranlagen gebaut, FCKWs verboten, Tierschutzgesetze erlassen, alternative Energien entwickelt und vieles mehr. Vieles hat sich ( trotz aller damaliger Schwarzseherei) nicht einmal schlecht auf unsere Ökonomie ausgewirkt. Ganz im Gegenteil, Deutschland ist heute eines der führenden Länder in Sachen Umweltschutztechnik mit annähernder Vollbeschäftigung geworden.