Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis)

Artikel von Juli 2019

Rostrote Mauerbiene

Die Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis) ist Insekt des Jahres 2019. Sie ist eine von ca. 700 verschiedenen Wildbienenarten, die es bei uns in Europa gibt. Mit ihrer pelzigen Gestalt erinnert sie ein bisschen an eine schlanke Hummel und ist häufig in der Nähe menschlicher Ansiedlungen zu finden. Wie Hummeln auch, ist sie nicht aggressiv! Keine andere Mauerbiene ist so flexibel bei der Wahl ihres Nistplatzes. Ob Insektenhotels, Schlüssellöcher, Ritzen im Wandverputz, Gummischläuche, gefaltete Sonnenschirme usw.

Die einzelnen Brutzellen werden in Linie, z. B. innerhalb von Schilfhalmen oder nebeneinander in größeren Hohlräumen gebaut – bis zu 30 Brutzellen legt sie dabei an. Das Material für die Zellen besteht aus Erde oder Lehm, den sie mit ihrem Speichel durchmischt. Die Brutzellen werden mit je einem Ei bestückt und gesammelte Pollen als Larvennahrung hinzugegeben. Sobald die Larve den Proviant aufgezehrt hat, spinnt sie sich innerhalb der Brutzelle in einen Kokon ein und verpuppt sich. Erst im darauffolgenden Frühjahr verlässt sie das Nest und paart sich mit einer Drohne. Der Zyklus beginnt von neuem.

Wie bei den Vögeln die Feldlerche gilt die Rostrote Mauerbiene bei den Insekten als Frühlingsbotin. Man findet sie bereits sehr früh im Jahr an Frühjahrsblühern wie Krokussen, Schneeglöckchen, Winterlingen usw., denn die meisten Wildbienen und Hummeln sind viel kälteresistenter als unsere Honigbiene. Generell sind die „Wilden“ weniger wählerisch bezüglich des Wetters als ihre domestizierten Verwandten. Da unsere Landwirtschaft bekanntlich noch immer sehr stark vom Wetter abhängig ist und dieses in den letzten Jahren nicht unbedingt berechenbarer wurde, werden diese robusten Wildinsekten immer wichtiger für unsere Blühpflanzen. Wussten Sie schon, dass gerade unsere Privatgärten in unseren ausgeräumten und sterilisierten Produktionslandschaften zu den wichtigsten Rückzugsgebieten für viele Tier- und Pflanzenarten gehören?