Artikel von Juli 2017
Wie jedes Jahr küren LBV und NABU zusammen einen Vogel des Jahres u. a. mit der Absicht uns für die Bedürfnissen der Natur zu sensibilisieren. Letztes Jahr (2016) war es der Stieglitz und die Aktion „Bunte Meter“, die uns aufzeigen sollte, wie wichtig jeder Meter bunte Blumenwiesen für unsere Tierwelt ist. Dieses Jahr ist es der Waldkauz, der uns bewusst machen soll, wie wichtig eine reich strukturierte Landschaft für die Artenvielfalt ist. Mit ihm soll vor allem für den Erhalt alter Bäume geworben werden, in deren Baumhöhlen er überwiegend nistet.
Bevor man plant, einen alten Baum zu fällen, sollte man sich vorher ein klares Bild über die Rolle dieses Baumes als Lebensraum machen. Je älter ein Baum wird, desto größer ist die Wahrscheinlichtkeit, dass er eine Lebensgrundlage für die verschiedensten Tier- und Pflanzenarten bietet – auch für geschützte Arten! Kompetent und zuständig sind hier die Untere Naturschutzbehörde Rosenheim und der zuständige Naturschutzwächter der Region Herr Seydel.
Wer kennt sie nicht, die schaurigschönen Reviergesänge des männlichen Waldkauzes? Die alten Edgar Wallace-Filme lassen grüßen. Der Waldkauz bevorzugt Laub- und Mischwälder und ist in Parkanlagen und Gärten zu finden. Er kann bis zu neunzehn Jahre alt werden, bleibt seinem Revier treu und überwintert auch bei uns. Er hat ein sehr breites Beutespektrum und frisst Mäuse, Vögel, Frösche, Kröten bis hin zu Jungkaninchen. In der Not begnügt er sich aber auch mit Insekten und Würmern.
Die Tiere sind etwas größer als Waldohr- und Schleiereulen, wobei ihre Flügelspannweite bis zu einem Meter betragen kann. Waldkäuze sind sich ein Leben lang treu. Nach der Brutzeit im Frühjahr trennen sich die Elterntiere zwar vorübergehend, bleiben aber im gleichen Revier um im Spätherbst wieder mit der Balz zu beginnen. Das Männchen umwirbt sein Weibchen hierbei mit kleinen Geschenken.
Die Jungtiere verlassen das Nest, noch bevor sie ganz flugfähig sind. Als sog. Astlinge werden sie noch ca. 8 bis 10 weitere Wochen von den Eltern versorgt. Wie alle Eulen können Waldkäuze sehr gut hören und ausgezeichnet im Dunkeln sehen. Dämmerung und Nacht sind deshalb die Zeiten, in denen sie hauptsächlich aktiv sind. Bei uns im Tierkundemuseum (TKM) ist ein präpariertes Exemplar zu sehen, das als Jungvogel von Adolf Peschke aufgezogen, beringt und wieder ausgewildert wurde. Zehn Jahre später wurde das Tier tot aufgefunden, an seinem Ring erkannt und von einem Jäger zu Herrn Peschke zurückgebracht. Auch einen präparierten Eulenflügel gibt es, an dem man wunderbar sehen kann, warum der Waldkauz in der Lage ist, beinahe lautlos zu fliegen.