Vor einigen Jahren haben wir bereits über vagabundierende Störche in unserer Region berichtet. Jetzt haben sich einige der Tiere dazu entschlossen bei uns zu nisten.
Schön, Meister Adebar wieder bei uns begrüßen zu dürfen!
Bedeutet das, dass langsam wieder Entwarnung für die Störche bei uns gegeben werden kann?
Die Weißstorchpopulation hatte in Deutschland in den 1970er Jahren ihren Tiefststand. Die langsame Erholung der Bestände in manchen Regionen kommt durch die umfangreichen Unterstützungsmaßnahmen, die der Sympathieträger Storch dort genießt. Extensivierung von Wiesen, Renaturierung von Feuchtgebieten und die Horstbetreuung sind ein paar der Maßnahmen, die beispielsweise seit 1984 im Rahmen des Bayerischen Weißstorch-Schutzprogramms stattfinden.
Dies Maßnahmen führen zur Erhöhung des Individuenbestandes, und damit auch zu Abwanderungen in andere Gebiete. Diese sogenannten Vagabunden konnten wir die letzten Jahre bei uns immer häufiger beobachten.
Auch Phänomene wie beispielsweise der Klimawandel und südspanische Mülldeponien haben Auswirkungen auf die Anzahl der Störche bei uns. Die Winter bleiben milder und ausreichend Nahrung ist in geringerer Entfernung auch vorhanden, so dass die Tiere ihre weite, gefahrvolle und damit verlustreiche Reise bis in ihre west-, ost- und südafrikanischen Überwinterungsgebiete nicht mehr antreten müssen.
Der Storch kann dem Siedlungsverhalten des Menschen ja durchaus auch etwas abgewinnen – er ist ein sog. Kulturfolger. Er findet beispielsweise Nistmöglichkeiten auf Kaminen, Strom- oder Telefonmasten und schreitet gerne hinter Mäh- und Pflugmaschinen her, um sich von Mahdopfern und Würmern zu ernähren. Auch die hohen Mäusepopulationen, u. a. verursacht durch die trockenen Sommer der letzten Jahre, tragen dazu bei, dass der Storch sich aktuell wieder ganz wohl bei uns fühlt.
Nahrungsüberschuss und Nahrungsmangel wechseln sich in der Natur bekanntlich ab. Nahrungsopportunisten wie die Störche können das zum Teil kompensieren, indem sie auch andere Beutetiere wie Amphibien, Reptilien, Großinsekten, Würmer usw. jagen.
Haben wir in unserer Region die dazu nötigen Habitate bzw. Ökosysteme, in denen sie diese Beutetiere finden, in der notwendigen Anzahl und Größe? Ein Jungstorch benötigt bis zu 1,6 kg Nahrung pro Tag, eine Storchenfamilie bis zu 4,5 kg!
Es bleibt also spannend, ob die bei uns nistenden Störche sich dauerhaft ansiedeln und tatsächlich weiter vermehren werden.
Bei uns im Tierkundemuseum sind Weiß- und Schwarzstörche als Präparate ausgestellt.
Zu guter Letzt noch eine Warnung an alle Kraftfahrer in der Nähe von Störchen: Besonders junge Störche fliegen tief und sind unerfahren. Also Augen offenhalten und runter mit der Geschwindigkeit!